Falkenhainer müssen sich bei Oschatzer Schottenspielen mit Holzmedaille begnügen
Lossatal/Falkenhain. Wer wünschte sie sich nicht: Schüler, die schon am frühen Morgen darauf brennen, Bäume auszureißen. Klassenlehrer Thomas Blassl hatte gestern in Falkenhain seine liebe Mühe und Not, die wilde Horde der 7a zu bändigen. Doch die Mädchen und Jungen in ihrer schottischen Kriegsbemalung waren nicht zu besänftigen - statt in Mathe, Physik oder Deutsch zu gähnen, gierten sie nach möglichst großen Steinen, Stiefeln und eben Stämmen. Kein Wunder: Kraftstrotzend standen sie kurz vor der Abreise zu den Highland Games an der Robert-Härtwig-Schule in Oschatz.
Die elf Falkenhainer der 7a hatten sich beim internen Schulwettkampf für den Regionalausscheid im Nachbarkreis qualifiziert. Auch Tim Ellert gehört dem Team "Mc Chicken" an. Der Volleyballer, Inliner und Meisterkoch schwört auf die Eier seiner selbst gezüchteten Wachteln: "Das ist eine Delikatesse und bringt Muckis."
Zur zusätzlichen Stärkung führte Lehrerin Birgit Klein im Vorjahr extra fünf Büchsen mit Original-Haggis aus Schottland ein. Der gefüllte Schafmagen gilt auf der Insel als Nationalgericht und ganz legales Doping. "Es schmeckt ein bisschen wie Leberwurst", sagt die Fachberaterin an neun Schulen. Unter anderem betreue sie auch die Schule in Oschatz. Dadurch habe sie den dortigen Lehrer Jens Richter kennengelernt, der in seiner Einrichtung die Schottenspiele initiierte. "Im Englischunterricht wird ja auch Schottland behandelt. Damit es nicht bloß bei der grauen Theorie bleibt, entstand die Idee zu diesem Regionalausscheid", sagt Kollegin Anke Mildner. Um dabei möglichst gut abzuschneiden, trainierten die Falkenhainer Schüler sowohl im Englischunterricht als auch im Rahmen der Ganztagsangebote, warfen Baumstämme, Steine, Strohsäcke und Gummistiefel.
Auch wenn sie kleine Schotten sind - mit Spaß wird nie gegeizt: Lisa-Marie Zweynert schleuderte die Gummistiefel gleich mal in die Baumkrone. Bei Dominik Dieke riss gar der Henkel des Eimers, den er gefüllt mit Wackersteinen durch die Botanik hucken musste. Teamführer Justus Schirdewan, der Allerkleinste, der morgens extra frittierte Müsliriegel futterte, machte fehlende Größe mit umso mehr Grips wett, zog die schweren Eimer neben sich her.
In Oschatz mussten sich gestern Tom Fischer, Tobias Siegel, Martin Spiegel & Co. mit der undankbaren Holzmedaille begnügen - Rang 4. Theo Schruttke wusste, woran es am Ende haperte: "Beim Tauziehen verließen uns die Kräfte", sagte der Turner des Falkenhainer SV, dem der Sprung über den Tisch samt Überschlag nach eigenem Bekunden mehr liege als das Eimerlaufen.
Doch immerhin: Mit ihren selbst genähten Schottenmützen und Karo-Schärpen war Falkenhain in Oschatz der mit Abstand bestkostümierte Clan. Vielleicht, so scherzte Lehrerin Birgit Klein, gibt es im nächsten Jahr dafür sogar einen Sonderpreis. Oder aber die Falkenhainer essen eine Portion Haggis mehr: Schafmagen gefüllt mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett, Zwiebeln und Hafermehl - da klappt es auch beim Tauziehen. Haig Latchinian
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Tolle Stimmung: Die Falkenhainer Mittelschüler strotzen nur so vor Kraft. Auf Händen tragen sie den Kleinsten - Teamführer Justus Schirdewan. Foto: Haig Latchinian |